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Lovis Corinth

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Vita

Lovis Corinth, geboren am 21. Juli 1858 in Tapiau (Ostpreußen), zählt zu den bedeutendsten deutschen Malern des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Er war ein herausragender Vertreter des deutschen Impressionismus, der in seinem späteren Werk zunehmend expressionistische Züge annahm.

Frühes Leben und Ausbildung

Corinth wurde als Franz Heinrich Louis Corinth geboren und wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Sein künstlerisches Talent zeigte sich schon früh, und 1876 begann er sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Königsberg. Später setzte er seine Ausbildung an der Kunstakademie in München unter Ludwig von Löfftz fort, einem bekannten Vertreter der Münchner Schule, der sich auf realistische Historienmalerei spezialisiert hatte.

Die Münchner Akademie, die zu dieser Zeit eines der wichtigsten Zentren für die Ausbildung von Künstlern in Deutschland war, prägte Corinths frühes Schaffen. 1884 zog er nach Paris, wo er sich der Académie Julian anschloss. Hier lernte er bei William-Adolphe Bouguereau und Tony Robert-Fleury, die ihn mit den neuesten Strömungen der französischen Malerei vertraut machten, insbesondere mit dem Impressionismus.

Künstlerische Entwicklung und Einflüsse

Während seines Aufenthalts in Paris wurde Corinth von den Arbeiten der Impressionisten wie Édouard Manet und Claude Monet beeinflusst. Diese Erfahrungen führten zu einer Lockerung seines Malstils, der sich fortan durch eine dynamische Pinseltechnik und eine lebendige Farbgebung auszeichnete.

1891 kehrte Corinth nach Deutschland zurück und ließ sich in Berlin nieder, wo er bald ein führendes Mitglied der Berliner Secession wurde. Diese Künstlergruppe setzte sich für moderne und avantgardistische Kunst ein und bot einen wichtigen Gegenpol zur konservativen Kunstszene in Berlin. Corinth übernahm 1911 den Vorsitz der Berliner Secession, was seine Stellung als führender Künstler seiner Zeit festigte.

Bedeutende Werke und Erfolge

Lovis Corinth war ein vielseitiger Künstler, dessen Werk ein breites Spektrum von Themen abdeckt, darunter Porträts, Landschaften, Stillleben und Historienbilder. Seine Darstellungen des menschlichen Körpers, insbesondere in Aktgemälden, sind von einer kraftvollen, sinnlichen Vitalität geprägt. Eines seiner bekanntesten Werke ist das monumentale Gemälde „Salome“ (1900), das durch seine expressive Farbigkeit und dramatische Darstellung auffällt.
Im Jahr 1911 erlitt Corinth einen Schlaganfall, der seine rechte Körperhälfte lähmte. Trotz dieser schweren Beeinträchtigung lernte er mit der linken Hand zu malen und entwickelte in der Folgezeit einen noch expressiveren Stil. Seine späten Werke, darunter viele Selbstporträts, sind von einer intensiven, oft düsteren Ausdruckskraft geprägt, die ihm den Ruf eines Vorreiters des deutschen Expressionismus einbrachte.

Ausstellungen und Rezeption

Corinths Werke wurden in zahlreichen renommierten Galerien und Ausstellungen gezeigt, sowohl in Deutschland als auch international. Neben der Berliner Secession waren seine Arbeiten in Galerien wie der Galerie Paul Cassirer in Berlin und der Galerie Thannhauser in München zu sehen. Auch in internationalen Ausstellungen, etwa in Paris und London, wurden seine Werke präsentiert, was zu seiner internationalen Anerkennung beitrug.
Zu seinen Schülern zählte unter anderem der Maler George Grosz, der später selbst zu einem bedeutenden Vertreter der Neuen Sachlichkeit wurde.

Lovis Corinths Vermächtnis

Lovis Corinth wird heute als Brücke zwischen dem Impressionismus und dem Expressionismus gesehen. Seine Fähigkeit, den menschlichen Zustand in all seinen Facetten darzustellen, sowie seine technische Brillanz machen ihn zu einer Schlüsselfigur der deutschen Kunstgeschichte. Sein Einfluss auf nachfolgende Generationen von Künstlern, insbesondere durch seine Rolle in der Berliner Secession, ist unbestritten. Heute sind seine Werke in den wichtigsten Museen Deutschlands und weltweit zu sehen, und er gilt als einer der bedeutendsten Maler des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts.

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