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Fred Thieler

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Vita

Fred Thieler (1916–1999) war ein bedeutender deutscher Maler des Informel und eine zentrale Figur der Nachkriegskunst in Deutschland. Geboren in Königsberg (heute Kaliningrad), begann Thieler seine berufliche Laufbahn ursprünglich in der Medizin. Er studierte zunächst Medizin an der Albertus-Universität in Königsberg und setzte sein Studium in Berlin fort. Doch seine wahre Leidenschaft galt der Kunst, und nach dem Zweiten Weltkrieg wandte er sich vollständig der Malerei zu.

Künstlerischer Werdegang:
Thielers künstlerischer Werdegang war stark von den traumatischen Erlebnissen des Krieges geprägt. Nach seiner Teilnahme am Zweiten Weltkrieg entschied er sich, seinen medizinischen Beruf aufzugeben und begann 1946 ein Kunststudium an der École des Beaux-Arts in Paris. Paris war in dieser Zeit ein Zentrum der modernen Kunst, und hier kam Thieler mit der abstrakten Malerei in Berührung, die sein weiteres Schaffen entscheidend prägen sollte.

In Paris lernte Thieler Künstler wie Hans Hartung und Jean Fautrier kennen, die maßgeblich zur Entwicklung des Informel beitrugen. Diese Begegnungen und die Auseinandersetzung mit der neuen Kunstszene führten Thieler zur Abstraktion. Er wandte sich von der gegenständlichen Malerei ab und begann, sich mit dem Ausdruck von Emotionen und inneren Zuständen durch Farbe und Form zu beschäftigen.

Einflüsse und Zusammenarbeit:
Besonders beeinflusst wurde Thieler durch die Werke von Wols (Wolfgang Schulze), einem Pionier des Informel, der mit seiner spontan wirkenden, gestischen Malweise eine neue Form des Ausdrucks in der Kunst etablierte. Auch die Bekanntschaft mit dem deutschen Maler Karl Otto Götz, einem weiteren bedeutenden Vertreter des Informel, prägte Thielers künstlerische Entwicklung.

In den 1950er Jahren kehrte Thieler nach Deutschland zurück und wurde Teil der Avantgarde-Bewegung in München. Hier arbeitete er eng mit Künstlern wie Rupprecht Geiger und Willy Baumeister zusammen. Thieler schloss sich der Gruppe “ZEN 49” an, die sich der Abstraktion verschrieben hatte und in den Nachkriegsjahren eine der bedeutendsten deutschen Künstlervereinigungen war. Gemeinsam setzten sie sich für die Wiederbelebung der modernen Kunst in Deutschland ein, die unter dem Nationalsozialismus verfolgt worden war.

Künstlerische Intentionen und Stil:
Fred Thielers Werke sind von der Idee des Informel geprägt, das den spontanen, nicht geplanten Ausdruck betont. Sein künstlerisches Schaffen konzentrierte sich auf die Farbe als Träger von Emotionen und Bedeutung. Durch den Einsatz von fließenden Farbschichten und dynamischen Gesten schuf er kraftvolle Kompositionen, die auf die Unmittelbarkeit und den Prozess des Malens selbst hinweisen. Thieler suchte nicht nach einer Darstellung der äußeren Welt, sondern nach der Visualisierung innerer Zustände und psychischer Prozesse. Die Verwendung von Farbe war für ihn eine Möglichkeit, Emotionen auszudrücken und eine direkte, sinnliche Erfahrung für den Betrachter zu schaffen.

Thielers Arbeiten sind durch eine starke Bewegung und Dynamik gekennzeichnet. Er nutzte verschiedene Techniken, um die Farbe auf die Leinwand zu bringen, darunter das Gießen, Tropfen und Schütten von Farbe, was eine gewisse Unvorhersehbarkeit und Zufälligkeit in seine Werke brachte.

Rezeption und Einordnung:
Fred Thieler gilt als einer der wichtigsten Vertreter des deutschen Informel. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1959 den Kunstpreis der Stadt München. Thieler war auch als Lehrer einflussreich: Von 1959 bis 1981 war er Professor an der Hochschule der Künste in Berlin und prägte dort eine Generation von Künstlern.

Seine Werke wurden in bedeutenden internationalen Ausstellungen gezeigt, darunter die documenta II und III in Kassel, und sind in Sammlungen renommierter Museen wie der Neuen Nationalgalerie in Berlin, dem Stedelijk Museum in Amsterdam und dem Museum of Modern Art in New York vertreten.

Fred Thieler starb 1999 in Berlin, doch sein Werk und sein Einfluss auf die abstrakte Kunst bleiben bis heute relevant.

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